Bildung als Führungsaufgabe
In seinem Beitrag „Bildung als Führungsaufgabe“ beschreibt Mag. Peter Rosegger, Leiter des elisabethinischen Wirkfelds „lernen&leben“, die Notwendigkeit strategischer Rahmenbedingungen für ein zukunftsorientiertes Wissensmanagement als Basis für Kreativität und Vitalität in Organisationen.
Der Beitrag erschien in der Septemberausgabe des Monatsmagazins „kirche konkret“, der Zeitschrift für Mitarbeitende in der Diözese Graz-Seckau.
Bildung als Führungsaufgabe
Kreativität, Neugier und Wissensmanagement sind wichtige Elemente für eine lebendige Gesellschaft
„Umbrüche“ ist einer der großen Begriffe in unserer Gesellschaft. Dazu kommen Schlagworte wie „Demographie“, „Digitalisierung“ oder „Globalisierung“. Hinter diesen Wortfelsen scheint manche Gewissheit zu verschwinden. Oft giert man dann nach klarer Autorität und neuen Wundermethoden.
Im Lukasevangelium heißt es zu Zukunftsfragen lapidar: „Wenn einer von euch einen Turm bauen will, setzt er sich dann nicht zuerst hin und rechnet, ob seine Mittel für das ganze Vorhaben ausreichen?“ Jesus formuliert diese Sätze in Zusammenhang mit dem Profil des Lebens- und Glaubensweges der Menschen. (Lk 14,25-35)
Der Evangelist Lukas zeigt an dieser Stelle, dass man für gelingende Veränderungen vielfältiges Wissen und realistischen Idealismus braucht: Was ist der Sinn des Turms? Wie soll der Turm aussehen? Wer hilft mir dabei? Wie baue ich ihn? Lukas „betont die Fähigkeit Jesu, die Verbindungen zwischen Himmel und Erde, zwischen Natur und Gnade, zwischen dem Gesetz und dem Evangelium zu knüpfen.“ (Thomas Söding, Das Christentum als Bildungsreligion, S. 99)
Lukas, der Arzt war, macht so deutlich, dass die Aneignung von interdisziplinärem Wissen und der angemessene Umgang damit in einer komplexen Welt entscheidungs- und erfolgsrelevant sind – gerade bei aller Ungewissheit über eine unverfügbare Zukunft. Es geht darum, immer vorhandene Paradoxien zu erkennen, adäquat auszubalancieren und mittels einer Strategie Entscheidungen für eine je unbekannte Zukunft treffen.
Verbindungen zu knüpfen ist dementsprechend eine immer neu zu aktualisierende Haltung für den kirchlichen Umgang mit Wissen und Bildung. Papst Franziskus hat daher im Jänner 2018 auf die Prinzipien der Interdisziplinarität, Kreativität und Subsidiarität hinweisend gesagt: „Das Erkennen muss sich immer zum Dienst am Leben berufen fühlen und sich mit dem Leben konfrontieren, um weiter Fortschritte machen zu können.“
Das Bemühen um Neugier in einer paradoxen Welt für kreative Wege auf Basis der Tradition und Qualität im Umgang mit dem dafür nötigen Wissen sind also seit jeher wichtige Elemente gelingender Veränderung und somit wesentliche Führungsaufgaben in Kirche und Gesellschaft: „Wem man viel anvertraut hat, von dem wird man um so mehr verlangen.“ (Lk 12,48) „Umbrüche“ in der heutigen globalen Wissensgesellschaft können nur gelingen, wenn sie den alten humanistischen Prinzipien der Interdisziplinarität, der inhaltlichen Qualität und der kreativen, subsidiären Neugier Rechnung tragen.
Dafür „Prozesse in Gang zu setzen“ (Papst Franziskus) und selbst vorbildhaft zu gestalten – also Wissensmanagement – wird eine Hauptaufgabe für Verantwortungsträger/innen sein und über die Zukunftsfähigkeit ihrer Organisation in einer lebendigen Gesellschaft wesentlich mitentscheiden. Die Charta der Elisabethinen in Österreich etwa betont die Haltung, ´allen Mitarbeiter/innen sinnvolle Aufgaben zuzuteilen, ihre berufliche Weiterentwicklung zu fördern, sie in ihrem Engagement und ihrer Eigenverantwortung zu ermutigen und ihnen an ihrem Arbeitsplatz einen guten Lebensraum zu bieten.´