Am Donnerstag, 24. November 2022 sprach Prof. Dr. Heike Hartung ( 2.v.l.) unter dem Leitwort “Die Grenzen der Entwicklung? Vom Nutzen des literarischen Erzählens” bei den Elisabethinen über Perspektiven, Entwicklungen und Herausforderungen bei Narrativen in Hinblick auf Demenz.

In Europa und den USA hat sich Ende des 20. Jahrhunderts die Erzählgattung der Demenzerzählung herausgebildet, die in engem Zusammenhang mit öffentlichen Diskursen in den westlichen Industrienationen entstanden ist, die das Risiko, im Alter an Alzheimerdemenz zu erkranken, im Wortfeld der Krise festschreiben. Literarische Demenzerzählungen stellen eine spezifische Untergattung des Bildungs- oder Entwicklungsromans dar, die einerseits die Grenzen des Entwicklungsbegriff narrativ überprüfen und andererseits einen linearen Entwicklungsbegriff auch grundsätzlich in Frage stellen. Am Beispiel von autobiographischen und fiktiven Texten über Demenz wurde gezeigt, wie sich die Darstellung der Erkrankung verändert hat, und wie dies mit sich wandelnden Auffassungen von Demenz zusammenhängt, beispielsweise eines stärkeren Fokus auf Prävention. Abschließend wurde darüber reflektiert und diskutiert, ob und wie literarische und mediale Repräsentationen von Demenz auf die gesellschaftliche Wahrnehmung der Erkrankung einwirken können und welchen Nutzen eine solche Wirkung haben kann.

Heike Hartung (Dr. phil. habil) ist Anglistin, Literatur- und Kulturwissenschaftlerin und seit 2013 Privatdozentin am Institut für Anglistik und Amerikanistik der Universität Potsdam. Sie ist assoziierte Forscherin am Zentrum für Inter-Amerikanische Studien der Karl-Franzens-Universität Graz. Forschungsschwerpunkte: Kulturwissenschaftliche Alternsforschung, Disability und Gender Studies, Narratologie und Geschichte des Romans. Publikationen: Ageing, Gender and Illness in Anglophone Literature: Narrating the Bildungsroman (London: Routledge, 2016) und Ageing Masculinities, Alzheimer’s and Dementia Narratives (herausgegeben mit Rüdiger Kunow, Matthew Sweney, London: Bloomsbury, 2022).

Herzlich danken wir dem C.IAS der Universität Graz für das bewährte Zusammenwirken und für die Kooperation.