Vom Leichentabu und Abschieden
Mit der Begrenztheit des menschlichen Lebens setzen sich die Elisabethinen Graz seit ihrer Gründung vor 330 Jahren auseinander, heute insbesondere in ihren Hospizen und auf der Palliativstation: „Wir wollen den uns Anvertrauten, den Patienten und Angehörigen, im Umgang mit dieser Begrenztheit helfen“, so Sr. Bonaventura Holzmann, Generaloberin des Konvents der Elisabethinen Graz.
Deshalb war es naheliegend, einen Experten für die Phase nach dem Tod einzuladen: Dr. Martin Prein, seines Zeichens Bestatter, Psychologe und Autor des Bestsellers „Letzte Hilfe Kurs. Weil der Tod ein Thema ist.“ stellte sein Buch am 10. Dezember im Krankenhaus der Elisabethinen vor. Prein erklärte, warum vielen im Umgang mit dem Tod angst und bange wird: „Die Menschheit hat den Leichnam mit einem Tabu belegt. Durch dieses Leichentabu haben wir unterschiedlichste Empfindungen im Umgang mit dem Tod. Die wichtige Info ist: All diese Gefühle – ob Gleichgültigkeit, Furcht oder Schmerz – sind normal.“
Das Buch „Letzte Hilfe Kurs“ ist im Oktober im Styria Verlag erschienen und rangiert auf den oberen Plätzen der Bestsellerlisten. Jeder braucht den Letzte Hilfe Kurs, sagt Prein: „Mit Gewissheit werden Sie selbst oder jemand aus Ihrem Freundeskreis einen Todesfall erleben.“ Wenn man in die Lage kommt, einem Betroffenen beizustehen, rät Prein: „Als Helfer muss man nicht Lösungen präsentieren. Es ist völlig in Ordnung, gemeinsam mit den Hinterbliebenen die Betroffenheit und die Sprachlosigkeit auszuhalten. Den Schmerz kann man ihnen im ersten Moment nicht nehmen, aber man kann ihnen möglichst ehrlich und authentisch beistehen.“
Bei der anschließenden Diskussion ergänzte Désirée Amschl-Strablegg, Bereichsleiterin Hospiz und Palliativ im Krankenhaus der Elisabethinen, das Thema um die Dimension vor dem Tod. „Bei uns auf der Palliativstation, in den Hospizen, fangen wir viel früher an.“ Nach dem Tod erlebt sie die Möglichkeit für Angehörige, sich gut von dem Verstorbenen zu verabschieden, so wie Martin Prein auch, als sehr wichtig: „In unserem Verabschiedungsraum bieten wir diese Möglichkeit, den Abschied ganz individuell und der Situation angemessen zu gestalten“, so Amschl-Strablegg.
Die Styria Media Group und die Elisabethinen Graz verbindet das Anliegen, das Verständnis für den Palliativ- und Hospizgedanken zu fördern. Deshalb arbeiten sie seit 2013 unter dem Titel „Am Ende. Leben“ eng zusammen und informieren mittels Medienberichterstattung und Veranstaltungen.